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Expedition ins Totenreich

05.06.2001 / NRZ - LOKALAUSGABE / NIEDERRHEIN

Ein Sohn sucht seinen Vater in der Steppe Russlands und will die sterblichen Überreste zurückholen. 10286 C. Fünf Zahlen, ein Buchstabe. Ein Antrieb. Der Grund, warum ein 66-jähriger Straelener nicht zur Ruhe kommt. Karl-Heinz van Gerven war Sieben, als sein Vater zu ihm sagte: “Wenn du mich suchst, merke dir meine Feldpostnummer.” Wilhelm van Gerven kehrte aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück. Gefallen an der Front in der russischen Steppe. Zwischen dem 20. und 24. Dezember 1942. Sein Sohn hat nie aufgehört, ihn zu suchen. Bis heute. Und jetzt ist der Mann Rentner. Ein rastloser. Am 21. Juni startet seine zweite Expedition nach Russland. auf den Spuren seines Vaters und der Infanterie-Division (ID) Nummer 306. Wo die Zeit einfach stehengeblieben ist

1999 machte der Straelener seinen ersten Besuch im Dorf Nishnij-Astachow, gut 20 Autostunden von Wolgograd - ehemals Stalingrad - entfernt. Etwa 1000 Gefallene ID 306 fand er dort. Nun will er die sterblichen Überreste ausgraben und rückführen nach Deutschland. Zu den Angehörigen. Vielleicht ist sein Vater dabei. Seit vielen Jahren durchstöbert van Gerven Europas Archive. Spurensuche. Manuskripte hat er geschrieben, die allerdings noch niemand verlegen wollte. “Ich habe dich so lange gesucht”, heißt zum Beispiel das Bekenntnis an seinen Vater. Andere dokumentieren seine erste Expedition. Der Mann spricht von “Berufung”. Und von dem Glück, Zeitzeugen gesprochen zu haben. Die Überlebenden der ID 306 treffen sich einmal im Jahr im sauerländischen Hunswinckel. Die Vorbereitungen für die zweite Reise nach Nishnij-Astachow sind fast abgeschlossen. Die Genehmigung aus Moskau für die Ausgrabungsarbeiten liegt vor. Jedoch: “Ich muss mir die Erlaubnis beim Ältestenrat und beim Bürgermeister vor Ort einholen.” Van Gerven will niemandem auf die Füße treten. Zumal die Situation eine besondere ist. “Die Zeit ist vor 50 Jahren um Nishnij-Astachow stehengeblieben”, erklärt der Straelener. “Ich war der erste Deutsche seit 1942, der in das Dorf kam.” Er sei sogar einmal mit dem Hitlergruß begrüßt worden. “Das muss man sich mal vorstellen, wie wenig die von der Außenwelt mit bekommen.” Aufgenommen wurde der Deutsche mit dem ungewöhnlichen Anliegen in der Steppe Russlands gut. “Wir konnten bei den Dorfbewohnern wohnen, wurden bekocht, bekamen Wasser.” So solls wieder sein. Zudem ist van Gerven guten Mutes, frühere Fehler nicht zu wiederholen. “Straßen gibt es nicht. Mal einen Feldweg. Ohne Kompass geht gar nichts. Beim ersten Mal habe ich das Dorf um zehn Kilometer verfehlt und hätte es nie gefunden, wenn mir in der Einöde nicht eine alte Frau über den Weg gelaufen wäre.”Es bleibt unberechenbar. Uneingeladene Begleitung von Wölfen, die in der Steppe den Weg kreuzen können, machen dem Straelener weniger Kopfschmerzen. Eher die naturgegebenen Bedingungen. “Im Moment herrschen über 40 Grad. Bäume oder Sträucher gibt es nicht. Wir werden Lehmwasser mit löslichen Tabletten trinken und Bier, weils keimfrei ist.” Mit Trillerpfeife und Kompass im Gepäck

Karl-Heinz van Gerven wird nicht allein nach der 306. Infanterie-Division forschen. Fernsehteams haben sich angekündigt, eine Gruppe junger Russen wird ihn begleiten. So außergewöhnlich wie das Unterfangen scheint, so aufwändig ist es. “Zum Glück bin ich von der Bundeswehr mit Material unterstützt worden. Die Grundausstattung: Spaten, Metalldetektoren, Kompass und Trillerpfeife. “Falls man sich mal verliert”, meint der 66-Jährige. Identifizieren will er die gefallenen Deutschen anhand ihrer Erkennungsmarken. “Die Russen trugen Bakelit-Hülsen um den Hals. Die identifizierten Toten können dann an die Verbliebenen übergeben werden. Samt - eventuell - Brieftasche oder Talisman.” Das Interesse an der Rückführungsaktion sei groß. “Im letzten Jahr habe ich den ,Verein Rußland Kriegsgräber gegründet. Die Resonanz ist riesig.” Er bekomme Anrufe aus ganz Europa (Tel: 02834/2468) Die Chance, seinen Vater zu finden, vergleicht van Gerven mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Sollte es ihm gelingen, sei er dennoch nicht am Ende: “Solange ich gesund bin, werde ich suchen. Am Besten, bis ich alle Mitglieder der ID 306 gefunden habe.” Dafür muss er noch 5000 Quadratkilometer durchkämmen.


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Der Beitrag wurde am Dienstag, den 5. Juni 2001 um 16:19 Uhr unter der Kategorie Auf der Suche veröffentlicht. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen und selbst einen Kommentar schreiben.

Eine Reaktion zu “Expedition ins Totenreich”


  1. Monika Vogt

    Sehr geehrter Herr van Gerven,
    ich bin wieder einmal die Suchmeldungen durchgegangen und las dabei Ihre Suchanfrage. Ich hoffe sehr , dass Sie inzwischen ( nach 22 Jahren), Ihre Suche erfolgreich abschließen konnten und Sie dann endlich auch Ihren Frieden finden konnten..
    Mir ist es leider nicht gelungen, etwas über meinen Vater zu finden.Allerdings habe ich auch nur wenige Daten, wie den Namen, den Zivilberuf, den Dienstgrad und den Ursprungswohnort. Ich hoffe aber trotzdem immer noch…Ich möchte einfach meine Wurzeln finden..
    Ich grüße Sie und wünsche Ihnen Gottes Segen
    Monika Vogt


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